pe 19-6: Kultur ist Kern des Ö.-R. Rundfunks – Offener Brief zum Erhalt von „HR2“

Beunruhigt zeigt sich die Humanistische Union Hessen über Pläne des Hessischen Rundfunks (HR) zur Einschränkung seiner Kulturwelle „HR2“. Bei einer Betriebsversammlung wurden am 11. Juli entsprechende Überlegungen vorgestellt.
Dazu hat der HU-Landessprecher Jens Bertrams einen Offenen Brief an die Sendeleitung des Hessischen Rundfunks und seine Gremien geschrieben. Darin setzt er sich für Erhalt und Ausbau des Kulturprogramms ein. Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Befremden haben wir von Überlegungen erfahren, das Kulturprogramm „HR2“ weitgehend abzuschaffen und durch ein „Klassikradio“ zu ersetzen. Solche Pläne verstoßen fundamental gegen den Bildungs- und Kulturauftrag des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Zudem passen sie absolut nicht in eine Zeit, wo zunehmende Plattitüden und Verkürzungen den gesellschaftlichen Diskurs und die Demokratie gefährden.
Sparzwänge dürfen kein Grund sein, den HR seines Kulturprogramms zu berauben. Das gilt auch für die angenommen geringe Hörerzahl von weniger als 100.000 Zuhörern. Gerade für eine solche Minderheit muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk angemessene Sendeplätze schaffen.
Eine Zusammenschaltung mit anderen Programmen wie dem „Deutschlandradio Kultur“ könnte zu einigen Tageszeiten durchaus sinnvoll sein, um abends Musik und Hörspiele sowie Features kostengünstiger auszustrahlen, doch ist sie wegen der starken Berlin-lastigkeit des DLFKultur keine Lösung für das Gesamtangebot.
Auch das Abspielen klassischer Musik tagsüber reicht nicht, um die Verpflichtung des HR zu einem Kulturangebot zu erfüllen. Vielmehr müssten hier Berichte und Rezensionen von Kulturveranstaltungen überall in Hessen hinzukommen, was der „Kulturwelle“ HR2 bislang leider nur sehr rudimentär gelingt.
In Kassel, Marburg, Gießen, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt gibt es ebenso wichtige Kulturveranstaltungen wie in Bad Hersfeld, Fulda oder Hanau. Der Rheingau mit seinem Musikfestival erfordert eine qualifizierte Kulturberichterstattung in einem kulturaffinen Sendeumfeld. Eine Einbettung in andere Wortprogramme würden diesen Anforderungen nicht gerecht.
Würde der HR sein 2. Hörfunkprogramm zu einem reinen „Klassik-Dudelfunk“ verkürzen, so verstieße er damit gegen seine Verpflichtung zur Vermittlung von Kultur und seinen Bildungsauftrag. Die Kulturschaffenden in Hessen würden damit ebenso vor den Kopf gestoßen wie die Hörerschaft des Senders.
Quoten dürfen kein Grund dafür sein, den Programmauftrag zu missachten. Klassik, Jazz, Liedermacher und andere – nicht unbedingt massentaugliche –
Musik gehören zu einem qualifizierten Radioangebot ebenso wie eine kenntnisreiche und niveauvolle Berichterstattung über Kulturereignisse in Hessen.
Die Verankerung der Kultur in der Hessischen Landesverfassung verpflichtet auch den HR, dieses Staatsziel möglichst staatsfern umzusetzen. In diesem Sinne fordert die HU Hessen alle Verantwortlichen im HR auf, ein tragfähiges Konzept für eine niveauvolle und qualitativ hochwertige Kulturwelle in Hessen auszuarbeiten und umzusetzen. Mit freundlichen Grüßen
Jens Bertrams
Landessprecher der Humanistischen Union Hessen